Leichte Sprache – Grundlage einer barrierefreien Kommunikation
Leichte Sprache – was ist das?
Leichte Sprache ist eine sehr stark vereinfachte Version der gängigen Sprache und dient der Barrierefreiheit. Sie erlaubt Menschen mit Leseschwierigkeiten Zugang zu Informationen und ermöglicht ihnen somit die Teilnahme am öffentlichen Leben. Leichte Sprache folgt klaren Sprach- und Rechtschreibregeln sowie typographischen Empfehlungen.
Leichte Sprache ist nicht zu verwechseln mit Einfacher Sprache. Die Einfache Sprache ist weniger vereinfacht als Leichte Sprache. Fachtexte, wie zum Beispiel juristische oder technische Texte, können mithilfe von Einfacher Sprache in einem einfachen und klaren Sprachstil für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.
Wer benötigt Leichte Sprache?
1. Menschen mit angeborenen Leseschwierigkeiten
Menschen mit Leseschwierigkeiten brauchen Leichte Sprache. Betroffene leiden zum Beispiel unter:
- Lernschwierigkeiten (z. B. Legasthenie)
- einer geistigen Behinderung
- einer prälingualen Hörschädigung (d. h. Taubheit von Geburt an bzw. seit früher Kindheit, was die Spracherlernung stark beeinträchtigt)
- funktionalem Analphabetismus (d. h. Unfähigkeit, trotz gewisser Literalität, einen längeren Text gut genug zu verstehen, um einen Nutzen davon zu haben.)
Die Universität Hamburg untersuchte 2018 die Lese- und Schreibkompetenzen der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren. Die Auswahl der insgesamt 7.192 Personen erfolge per Zufallsauswahl.
Aus dieser Studie ging hervor, dass rund 6,2 Millionen der Deutsch sprechenden Menschen im arbeitsfähigen Alter nur eine geringe Literalität besitzen. Das bedeutet, dass diese Personen lediglich einfache Sätze lesen und schreiben können. Sie sind auf Leichte Sprache angewiesen. 62,3% dieser Menschen waren 2018 erwerbstätig. Das entspricht fast 3,9 Millionen Menschen bzw. 13,8% der erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland (12,1% der gesamten Bevölkerung) im Alter von 18 bis 64 Jahren.
10,6 Millionen der Deutsch sprechenden Menschen in Deutschland können Wörter, Sätze und Texte nur lesen und schreiben, wenn diese eher allgemein gehalten sind und keine komplizierten Fachwörter enthalten. Fachtexte sind für diese Gruppe nur schwer verständlich oder gar unverständlich. Die deutsche Rechtschreibung bereitet ihnen ebenfalls Schwierigkeiten.
(Quelle: https://leo.blogs.uni-hamburg.de/, abgerufen am 05.12.2022)
2. Menschen mit Leseschwierigkeiten durch Krankheit oder Unfall
Aber auch Menschen, die nicht von Anfang an Probleme mit gängigen Texten hatten, können von Leseschwierigkeiten betroffen sein. Diese Menschen haben die Leseschwierigkeiten aufgrund von Erkrankungen erworben und können nicht mehr oder nur noch unter äußerst schweren Bedingungen lesen.
Diese Menschen sind zum Beispiel betroffen von:
- Demenz
- Aphasie (erworbene Sprachstörung aufgrund einer Hirnschädigung aufgrund eines Tumors, eines entzündlichen Gehirnprozesses, nach einem Schlaganfall oder einem schweren Unfall. Aphasie betrifft alle sprachlichen Fähigkeiten: Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben)
Das sind ca. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland.
(Quellen:
https://aphasiker.de/aphasie/ (abgerufen am 22.11.020)
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109460/Deutliche-Zunahme-an-Demenzkranken-in-Deutschland-und-Europa-erwartet (abgerufen am 22.11.2020))
3. Menschen mit geringen deutschen Sprachkenntnissen
Hinzu kommen mehr als eine Million Menschen, für welche die deutsche Sprache nur schwer zugänglich ist.
Insgesamt sind also fast 20 Millionen Menschen in Deutschland von Leseschwierigkeiten betroffen. Je stärker die Verständnisschwierigkeiten ausgeprägt sind, umso mehr benötigen diese Menschen Texte in Leichter Sprache, um am täglichen Geschehen teilhaben zu können.
Warum verstehen diese Personen die alltäglichen Texte nicht?
Beim Lesen eines Textes durchlaufen wir mehrere Stufen:
- 1. Wahrnehmen: Wir lesen den Text.
- 2. Verstehen: Wir verarbeiten den gelesenen Text.
- 3. Behalten: Wir speichern den gelesenen und verstandenen Text.
Für das Lesen eines Textes steht in unserem Gehirn eine bestimmte Leistungskapazität zur Verfügung. Nur der im Gehirn zwischengespeicherte und in größere Einheiten zusammengefasste Text kann auch verstanden werden. Das heißt, nur wenn alle drei Stufen einwandfrei von unserem Gehirn verarbeitet werden können, gelingt auch das Lesen schwieriger Texte.
Nimmt jedoch das Wahrnehmen und somit das Lesen einzelner Wörter bereits einen Großteil dieser Kapazität in Anspruch, können die Wörter nicht zu einem zusammenhängenden Satz bzw. zu einem Text verarbeitet werden. Menschen mit einem solchen Problem haben Lese- und Verständnisschwierigkeiten.
Da Menschen mit Leseschwierigkeiten nicht alle Texte verstehen können, haben sie oftmals einen geringen Wortschatz. Es entstehen Wissenslücken, Fachbegriffe fehlen weitgehend.
Das Leseverständnis dieser Menschen kann sehr unterschiedlich sein. Die mit den Leseschwierigkeiten verbundene Probleme können sowohl auf Wortebene als auch auf Satzebene oder auf Textebene liegen. Das bedeutet, es gibt Menschen, die Fachbegriffe nicht verstehen bzw. einordnen können. Andere wiederum verstehen die Wörter eines Satzes, jedoch nicht den Satz, weil das Satzgefüge zu kompliziert ist. Und noch andere Menschen verstehen zwar die Worte und können die Sätze verstehen, aber nicht den Zusammenhang eines gesamten Textes erschließen, weil er z. B. nicht chronologisch aufgebaut ist.
(Quelle: Ratgeber Leichte Sprache, Prof. -Dr. Ursula Bredel, Prof. Dr. Christiane Maaß, Duden-Verlag, S. 43ff.)
Rechtliche Grundlagen und Regelwerke
Viele Organisationen, wie z. B. Inclusion Europe und das Netzwerk Leichte Sprache setzen sich bereits mehrere Jahre dafür ein, dass insbesondere Behörden, aber auch Unternehmen ebenfalls in Leichter Sprache kommunizieren.
2011 wurde Leichte Sprache in der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung 2.0 (BITV2.0) und 2016 im novellierten Behinderungsgleichstellungsgesetz verankert.
Des Weiteren hat die Bundesregierung 2011 einen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (NAP) auf den Weg gebracht. Dadurch haben alle Menschen ein Recht auf Information.
Bereits 1988 wurde Inclusion Europe gegründet. 2001 folgte das Netzwerk Leichte Sprache und seit 2014 gibt es die Forschungsstelle Leichte Sprache (FLS) am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim.
Alle drei Institutionen arbeiten an Regeln für Leichte Sprache. Die Forschungsstelle für Leichte Sprache der Universität Hildesheim erarbeitet Regeln für Leichte Sprache nicht nur auf praktischer, sondern auch auf wissenschaftlicher Ebene.
Auf der Grundlage der Vorarbeiten dieser drei Institutionen arbeitet das Deutsche Institut für Normung zurzeit an einem Regelwerk für Leichte Sprache. Dadurch werden Differenzen in den Regeln der verschiedenen Institutionen vereinheitlicht und offiziell verankert.
Stolperfallen in Leichter Sprache
Den Text selbst erstellen
Leichte Sprache zu formulieren ist nicht ganz einfach, wie es aussieht. Die Leichte Sprache untersteht vielen Regeln, die es zu beachten gilt, damit sie von Menschen mit Leseschwierigkeiten verstanden werden kann. Wichtig dabei ist außerdem, sich in Personen mit Leseschwierigkeiten hineinzuversetzen.
Die Zielgruppe nicht kennen
Überlegen Sie sich genau, für welche Zielgruppe Sie schreiben möchten. Wer soll Ihren Text bzw. Ihre Texte lesen? Wie gut beherrscht Ihre Zielgruppe den Standardtext? Benötigen sie einen Text in Leichter Sprache oder reich auch Einfache Sprache aus?
Ist der Text zu einfach formuliert, werden Sie Ihre Zielgruppe langweilen. Der Text wird nicht gelesen.
Ist Ihr Text jedoch zu kompliziert, werden Sie Ihre Zielgruppe nicht erreichen können, da es für Ihre Zielgruppe zu schwierig ist, den Text zu verstehen.
Nur, wenn Sie Ihre Zielgruppe genau kennen, können Sie treffsichere Texte bereitstellen.
Den Übersetzer für Leichte Sprache zu spät in das Projekt einbinden
Oft kann man bereits im Vorfeld die Erstellung eines Textes in Leichter Sprache vorbereiten. Integrieren Sie Ihren Experten für Leichte Sprache so früh wie möglich in Ihr Kommunikationsprojekt. Dadurch hat er einen Überblick und kann Sie von Anfang an zielgerichteter beraten.
Schwarze Schafe
Das Thema „Leichte Sprache“ ist relativ neu. Immer mehr Dienstleister nehmen Übersetzungen in Leichte Sprache in ihr Portfolio auf, obwohl sie keinerlei Ausbildung in diesem Bereich haben.
Ohne Ausbildung sind die Regeln der Forschungsstelle oder des Netzwerks Leichte Sprache unbekannt und werden deshalb nicht angewendet. Der teuer bezahlte Text erweist sich lediglich als scheinbar vereinfachter Text, den die Zielgruppe nicht oder nur unter schweren Bedingungen lesen kann. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache und umsonst ausgegebenes Geld.
Deshalb ist es umso wichtiger, zu wissen, wie Leichte Sprache aussieht. Lassen Sie sich außerdem von Ihrem Anbieter ein Zertifikat über die Weiterbildung im Bereich Leichte Sprache zeigen. Seriöse Anbieter können Ihnen das vorweisen.
Zertifizierte Übersetzerin für Leichte Sprache
Als Übersetzerin für Französisch und Englisch bin ich stets bestrebt, die von mir übersetzten Texte möglichst verständlich in der jeweils anderen Sprache zu verfassen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es in Deutschland viele Texte gibt, die für manche Adressaten schwer zu verstehen sind. Insbesondere juristische, medizinische und technische Texte sind davon betroffen, aber auch Texte der Verwaltung.
Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, mich in das Thema Leichte Sprache einzuarbeiten. Aus diesem Grund habe ich mehrere Kurse an der Forschungsstelle für Leichte Sprache an der Universität Hildesheim belegt und diese jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen.
Während des Kurses habe ich die grundlegenden Werkzeuge erlernt, um einen deutschen normalsprachlichen Text bzw. einen Fachtext in einen Text in Leichte Sprache zu übertragen.
Durch die Prüfung wurde ich durch die Forschungsstelle für Leichte Sprache (FLS) als Übersetzerin in Leichte Sprache zertifiziert und kann das Siegel der FLS benutzen. Mein Zertifikat lege ich Ihnen gerne bei Bedarf vor.
Mein Angebot für Sie
Ich übersetze Ihre Texte in Leichte Sprache oder schreibe direkt für Sie in Leichter Sprache. Gerne überprüfe ich auch Texte, die in Leichter Sprache geschrieben sind.
Welche Informationen benötige ich von Ihnen?
Um ein Projekt für Sie durchführen zu können, benötige ich folgende Informationen von Ihnen:
- Der zu übertragende Text
- Eine Beschreibung Ihrer Zielgruppe
- Wie und wo wird der Text veröffentlicht?
- Welche Punkte des Textes sind Ihnen am wichtigsten? Worauf soll der Schwerpunkt gelegt werden?
- Welches Ziel möchten Sie mit dem Text in Leichter Sprache erreichen?
Beim Übersetzen in Leichte Sprache gehe ich dann in vier Schritten vor:
1. Schritt: Überprüfung Ihres Auftrags
Zunächst analysiere ich Ihren Text, Ihre Zielgruppe und den Bedarf Ihrer Zielgruppe.
In dieser Phase kläre ich mit Ihnen ggf. noch fehlende Einzelheiten bezüglich des Zieltextes ab, wie z. B.:
- Schwerpunkte des Zieltextes
- Zielgruppe
- Verwendung
- inhaltliche Aspekte bei Passivkonstruktionen
Danach fertige ich eine erste Grobübersetzung an.
2. Schritt: Validierung des Inhalts durch den Kunden
Um sicherzugehen, dass der fertige Text alle Informationen enthält, die Sie Ihrer Zielgruppe mitteilen möchten, erhalten Sie zunächst die Rohübersetzung. Diese Übersetzung ist noch nicht final. Es geht zunächst nur darum, den Text inhaltlich zu überprüfen.
Warum mache ich das?
Manche Texte müssen komplett umgestellt werden, damit sie Personen mit Leseschwierigkeiten auch nachvollziehen können. Dies ist z. B. bei Artikeln oder Berichten notwendig, wenn die zeitliche Abfolge eines Geschehens nicht eingehalten wird.
Beinhaltet der Ursprungstext viele Fremd- und Fachwörter, kann sich der Text in Leichter Sprache stark verlängern. Das ist jedoch nicht zielführend, da zu lange Texte für Menschen mit Leseschwierigkeiten zu anstrengend sind. Deshalb müssen Informationen ausgelassen oder zusammengefasst werden. Aber nur Sie als Kunde können beurteilen, ob alle für Sie wichtigen Informationen in den Zieltext übernommen worden sind.
3. Schritt: Vier-Augen-Prinzip oder Prüfgruppe?
Danach arbeite ich Ihre Anmerkungen ein und bearbeite das Layout des Textes. Dieser kann auf Wunsch mit Bildern bereichert werden. Gerne verwende ich von Ihnen vorgeschlagene Bilder, sofern diese für Texte in Leichter Sprache angepasst sind.
Um eine einwandfreie Qualität Ihres Textes zu gewährleisten, liest eine Kollegin oder ein Kollege den fertigen Text nochmals gegen. Diese Person hat ebenfalls eine Ausbildung zum Übersetzer in Leichte Sprache absolviert.
Auf Wunsch kann ich Ihren Text alternativ oder auch zusätzlich von einer Prüfgruppe überprüfen lassen. Eine Prüfgruppe setzt sich zusammen aus sechs bis sieben Personen mit Leseschwierigkeiten. Ihnen wird der finale Text zur Überprüfung vorgelegt. Sie geben genaue Rückmeldung darüber, ob der Zieltext für sie verständlich ist bzw. wo der Text noch verbessert werden muss.
4. Schritt: Nun erhalten Sie den fertigen Text
Sollten Sie nun noch einen Wunsch, eine Anmerkung o. Ä. haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Was kostet mich eine Übersetzung in Leichte Sprache?
Bei einer Übersetzung in Leichte Sprache kommen viele Faktoren ins Spiel. Um nur einige davon zu nennen:
- Wie lange und wie schwierig ist der zu übertragende Text?
- Wie stark muss in den Text eingegriffen werden, um einen Text in Leichter Sprache zu erstellen?
- Müssen Schlüsselwörter und/oder Fachbegriffe erklärt werden?
- Reicht dem Leser das Hintergrundwissen, das er hat oder müssen noch weitere Erklärungen hinzugefügt werden?
- Muss viel recherchiert bzw. nachgefragt werden?
Gerne unterbreite ich Ihnen ein für Ihre Bedürfnisse passendes Angebot. Rufen Sie mich an unter 05141 219 68 95 oder 0171 70 91 699 oder schreiben Sie mir eine E-Mail, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren!